LSR: Schneller Suizid der Verlage?

Last Updated on 12 Jahren by TmoWizard

Liebe Leserinnen und Leser,

am 29.08.2012 war es ja soweit und es wurde vom Bundeskabinett wurde ein Gesetz beschlossen, welches eventuell weitreichende Konsequenzen haben könnte:

Das Leistungsschutzrecht für Presseverleger

 

Dieses Hirngespinst soll laut der Medien-Lobby eigentlich dazu dienen, daß der Urheber eines Werkes bzw. sein Werk selbst geschützt wird. Sie sollen also nicht irgendwie missbraucht werden, z. B. durch widerrechtliche Kopien. Dafür haben wir zwar den Urheberrechtsschutz, aber die Verleger und die von ihnen geschmierten Politiker interessiert das wohl irgendwie nicht oder sie wissen nichts davon. Doch lasst mich das mal näher erklären, wie die Presseverlage hier ein Eigentor per Elfmeter schießen!

 

Wem bringt es was und wem nicht?

Es wird ja dauernd behauptet, daß die Urheber z. B. eines Artikels davon Nutzen ziehen werden. Hier haben wir schon einmal eine glatte Lüge, denn die Nutznießer würden nur die Verlage selbst sein! Sie sind es ja, die dieses Gesetz heraufbeschworen haben. Allerdings haben sie sich da wohl ziemlich verrechnet, da das Gesetz ja nun „etwas“ entschärft wurde. Ursprünglich war es ja geplant, daß auch kleine Blogger wie ich den Verlagen einen Obolus für ein Zitat oder so zahlen müßten. Das wurde zum Glück abgewendet und es ist nun angeblich nur noch für Suchmaschinen wie Google zuständig, wobei sich da die Verleger wahrscheinlich ein ziemliches Ei gelegt haben, und zwar ein faules Riesenei des Vogel Roch!

Die Verleger wollen durch dieses Gesetz je erreichen, daß ihre bei Google gefundenen Artikel bzw. die Snippets davon eben von Google bezahlt werden sollen. Schließlich verdient ja Google auch damit, da sie bei den Suchergebnissen und den Google-News Werbung einblenden. Davon will die Verlagslobby nun ebenfalls ein Stück abhaben, wobei wir nun bei dem oben erwähnten Eigentor sind!

Es ist doch so, daß die Verlage selbst von dieser Suche profitieren, da man aus diesen Snippets nichts Ganzes und nichts Halbes herauslesen kann. Man muß also den entsprechenden Link zu einem Artikel anklicken, damit man den Artikel vernünftig lesen kann und landet dabei natürlich auf der Seite des jeweiligen Verlages! Google selbst hat höchstens dann etwas davon, wenn jemand auf einen der bezahlten Werbelinks klickt, die es bei Google-News aber gar nicht gibt!

Beantworten wir also die oben gestellte Frage: Normaler Weise sollte dieses Gesetz den Verlagen Einnahmen bringen, die Google bezahlen soll…  Und hier kommt das Eigentor, da sich Google das wahrscheinlich nicht gefallen lassen wird! Sie werden wohl eher die Verleger und deren Seiten einfach aus dem Suchindex heraus nehmen, dann will ich aber nicht neben einem Verleger stehen. Von dessen Aufschrei würde ich wahrscheinlich taub werden, wenn er dadurch seine so schön berechneten zusätzlichen Einnahmen im Lokus verschwinden sieht! 

 

Das sagen andere dazu:

Dazu nun ein paar Meinungen aus dem Internet, die ich natürlich nicht ohne Kommentar stehen lasse und auch wie immer verlinke! Zu aller erst einmal den werten Herrn Reinhard Müller von der FAZ, der eine sehr seltsame Auffassung des Ganzen hat. Er ist nämlich der Meinung, es sei ein Guter Tag für die Freiheit:

Wenn Google von einem „schwarzen Tag“ für das Internet in Deutschland spricht, so heißt das: Es war ein schwarzer Tag für den Suchmaschinen-Giganten selbst. Das jetzt vom Kabinett beschlossene Leistungsschutzrecht für Presseverlage ist tatsächlich der Versuch, in der unendlichen Weite des Netzes ein paar Schranken zu errichten. Wenn dadurch aber die Macht eines Monopolisten gebrochen wird, so ist das ein guter Tag für die Freiheit.

Aha. Wenn man also für einen frei und kostenlos zugänglichen Artikel etwas zahlen soll, dann spricht man dabei von Freiheit! Ich weiß ja nicht, was der Mann sich da durch die Nase gezogen hat. Ich rate ihm jedoch dringendst, daß er damit sofort aufhört. Immerhin bemerkt man die Wirkung davon bereits, sonst könnte er nicht so fanatisch davon begeistert sein! Unter Freiheit verstehe ich auf jeden Fall etwas anderes.

 

Weiterhin meint er folgendes:

Natürlich haben die Verlage in eigener Sache gekämpft – das sollte jeder tun, dessen Grundrechte gefährdet sind – es geht schließlich um Urheberrecht, um Eigentum, um Verfassungsfragen. Natürlich kann die Regelung einer so komplexen Materie, von der sehr unterschiedliche Urheber wie auch Nutzer des Internets betroffen sind, auch nie alle zufriedenstellen. Doch hinter dem harten Ringen um das Leistungsschutzrecht stand der Wille zum schonenden Ausgleich der Positionen. Was die Regelung wirklich (ein-)bringen wird, kann man jetzt noch nicht wissen.

Daß es hierbei eben nicht um das Urheberrecht und Eigentum geht habe ich oben schon erwähnt, aber was hat die Verfassung damit zu tun? 8-O Das einzig richtige an seiner Meinung ist allein der letzte Satz, aber das Ergebnis werden wir alle noch erleben!

Übrigens hat Herr Müller etwas übersehen: Die meisten Artikel bei irgend welchen Verlagen beruhen auf Meldungen der dpa und anderen Nachrichtendiensten, ich wünsche euch Verlegern also viel Spaß beim Zahlen! :mrgreen:

 

Ein gutes Beispiel habe ich bei Stefan Niggemeier in seinem Artikel Die Scheinargumente für ein Leistungsschutzrecht gefunden:

Zum Beispiel versucht ein Angebot wie »Welt Online« täglich dadurch Profit zu machen, dass es gratis auf Inhalte von Fernsehsendern zurückgreift. Jeden Tag erzählen journalistische Hilfskräfte nach, was in den Talkshows passiert ist, produzieren Bildergalerien und Klickstrecken mit Zitaten.

Sie nutzen, wenn man so will, parasitär das Interesse an Fernsehsendungen, um ihre Zugriffszahlen und Werbeerlöse zu erhöhen. Sollten sie für jeden Artikel über »Markus Lanz« Lizenzgebühren an das ZDF zahlen müssen? Sicher, auch der Sender profitiert davon, dass sich andere mit seinen Inhalten beschäftigen. Aber wer weiß, ob sich nicht viele Leser auch mit der Zusammenfassung auf »Welt Online« zufrieden geben und gar nicht mehr einschalten.

Genau das meinte ich, als ich oben die dpa angesprochen habe! Sollen die Verlage doch dafür bezahlen und Google schmeißt sie dafür aus dem Index, dann haben sogar beide was davon! Lachesmilie

 

Claudia Sommer ist in ihrem Artikel Mit dem LSR voll ins Knie geschossen folgender Meinung:

Nur haben die Oligarchen 2.0 sich aber wahrscheinlich voll ins Knie geschossen, denn ich bin mir sicher, dass wenn es hart auf hart kommt Google & Co. sie einfach auslisten werden. Ich bin gespannt wie sich dann die Online-Anzeigen Vermarktung der Oligarchen (Medienhäuser) entwickeln wird, so ganz ohne Reichweite. Denn ohne Traffic keine Reichweite im Web… aber das Internet scheint mir da eh noch nicht so richtig verstanden worden zu sein.

Ja, auf die zu erwarteten Ereignisse bin ich auch gespannt! Weiter schreibt Claudia:

In der Zwischenzeit lese ich dann weiterhin Blogs, denn da schreiben die Leute ihre Texte selbst und Blogger versuchen auch nicht per wirtschaftlicher Macht und ausufernden Lobbyismus das Web zu kastrieren.

Liebe Claudia, ich danke dir vielmals für diese Worte! Blumenzauber

Dann schreibt sie noch folgendes:

PS: Mit so pompösen Parties, wie Nacht der Medien, ist es dann zukünftig sicherlich auch vorbei, wenn kein Traffic mehr da ist.

Och, dann gibt es eben ein paar Alkoholiker bei der Presse weniger! :mrgreen:

 

Mein Fazit zum LSR:

Ein Eigentor per Elfmeter durch Knieschuß mit anschließendem Suizid der Presseverleger, worüber diese sich sogar noch freuen und es als Freiheit betiteln! Deswegen heißt es wohl auch „Freitod“!

 

Euch liebe Leser wünsche ich nun einen schönen Freitag Abend!

Viele Bloggende Grüße aus TmoWizard’s Castle zu Augsburg

Mike, TmoWizard Zaubersmilie

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6 Replies to “LSR: Schneller Suizid der Verlage?”

    1. Hallo Gerhard.

      So einfach wie die Verlage den Öffentlichen Rundfunk mit Hilfe ihrer Politiker unter ihre Knute haben bringen können – so einfach werden sie es gegen Google nicht haben (falls überhaupt).

      Oha, das habe ich gar nicht mitbekommen! :-O Das ging auch von den Verlagen aus? Das ist natürlich schon ein Hammer, danke für den Link!

      Mike, TmoWizard

    1. Hallo Wolfgang, willkommen auf meinem Castle!

      Das ging ja schnell mit dem Kommentar! ;-)

      Hoffen wir, dass Google notfalls starke Nerven hat und den belgischen Weg geht!

      Lassen wir uns überraschen, wie Google bei dieser Sache reagiert. Aber ich denke mal, daß sie sich nicht so schnell unterkriegen lassen.

      Grüße aus TmoWizard’s Castle

      Mike, TmoWizard

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