Die Blogkrise, die es nie gab

Last Updated on 12 Jahren by TmoWizard

Liebe Leserinnen und Leser,

wieder einmal dreht das Gerücht über eine Krise in der Bloggosphäre seine Runden im Internet. Manche Blogger wie Robert Basic und natürlich ich selbst schmunzeln darüber, für blanken Unsinn halten es wohl die meisten anderen Blogger. Das wirklich Lustige daran ist hierbei, daß diesmal ausgerechnet ein Journalist eine solche Krise bei Blogs herbei rufen will! :lol:

Irgendwie ist es mir schleierhaft, wie der Herr Kubitz auf diese seltsame Idee kommt. Ich merke davon jedenfalls nichts, im Gegenteil habe ich sogar eine steigende Besucherzahl zu verzeichnen! Dabei veröffentliche ich ja eher unregelmäßig meine Artikel, wobei deren Anzahl im Monat auch noch sehr unterschiedlich ist. Mal schreibe ich mehr, dann wieder weniger. Einfach so, wie mir eben ein entsprechendes Thema in die Finger kommt.

Es gibt eigentlich nur bei denen eine Krise, die glauben schnell mal ein Blog zu errichten zu müßen und damit das schnelle Geld machen zu können. Das geht natürlich nicht so einfach, solche Blogs sind meistens auch nach kurzer Zeit wieder verschwunden. Der größte Teil der Blogger schreibt seine Artikel jedoch wie ich aus Spaß am schreiben, die Zahl der Besucher ist dabei meisten eher irrelevant. Klar freuen wir uns über unsere Leser, vor allem dann, wenn sie auch noch einen Kommentar hinterlassen. Das ist es ja, wodurch ein Blog erst richtig zum Leben erwacht. Daß die Besuchszahlen aber immer schwankend sind ist normal, als eine Krise kann man das aber wirklich nicht betrachten.

 

Steigende Anzahl von Blogs

Es ist zwar so, daß viele Blogs geschloßen wurden. Das sind aber hauptsächlich solche, in denen alle halbe Jahr mal ein Artikel erschien und dann war wieder Funkstille. Auf Kommentare wird bei solchen Blogs auch kaum reagiert, so daß ein Fortbestehen solcher Blogs einfach keinen Sinn macht. Wenn ich mir aber Plattformen wir WordPress.com oder Blogger.com ansehe bemerke ich eher, daß es immer mehr Blogs gibt. Auch die Zahl der selbst gehosteten Blogs wie mein Castle ist steigend, was wahrscheinlich auch mit der rasanten Weiterentwicklung der entsprechenden Technik zusammen hängt.

Robert hat dazu einen guten Punkt geschrieben, den ich hier mal zitieren möchte:

1. Punkt: Blogger die stetig, ausdauernd und sogar mehr bloggen haben nicht weniger Besucher, sondern stabile oder steigende Besucherzahlen. So einfach ist das. Blogger die weniger bloggen oder gar aufhören, weisen gegenteilige Effekte auf. Woher ich das weiß? Nach 10 Jahren Bloggerei verkauft mir auch kein renommierter Deutschlandradio andere Zusammenhänge.

Ich blogge zwar erst seit etwas über 6 Jahren, aber dem kann ich nur zustimmen, da ich es auf meinem Castle selbst bemerke. Es ist logisch, daß wenn man weniger bloggt oder gar ganz damit aufhört die Besucherzahlen sinken werden. Das betrifft aber nicht nur Blogs, sondern alle Medien! Man betrachte doch die Verlage: Da wird fleißig am Personal gespart, wodurch natürlich auch die Qualität der Artikel noch schlechter wird. Daß das niemand mehr lesen will ist klar, also gehen auch die Verkaufszahlen zurück und irgendwann ist dann Schicht im Schacht!

 

Facebook und Google+ als Ersatz?

Wolfgang Michal meint in einem Artikel bei Freitag unter anderem, daß die Konkurrenz durch Facebook und Google+ mit schuld für diese Krise sei. Das ist nun wirklich als blanker Unsinn zu bezeichnen! Beide Medien kann man als Erweiterung für sein Blog betrachten, da man dort wie auch bei Twitter seine Artikel weiter bekannt machen kann. Ich nutze diese Möglichkeit (außer Facebook) ja selbst, als Konkurrenz kann ich das also nicht sehen.

Auch kann man die Möglichkeiten eines eigenen Blogs nicht mit den eingeschränkten bei Facebook oder Google+ vergleichen, ein dort veröffentlichter Artikel wäre viel zu schnell aus der Timeline der Leser verschwunden. Twitter brauche ich hier eigentlich nicht erwähnen, 140 Zeichen sind für einen Artikel irgendwie etwas mager! :-?

Ein weiterer Grund gegen diese „sozialen Netzwerke“ als Ersatz für ein Blog ist außerdem, daß dort eher eine Zensur stattfindet wie auf einem eigenem Blog. Auf meinem Castle kann ich schreiben was und wie ich will, solange mein Hoster nichts dagegen hat. Da ich mich aber an deren Bedingungen halte denke ich mal, daß das so schnell nicht passieren wird. Auch ist es wesentlich einfacher, auf einem Blog einen älteren Artikel zu finden wie z. B. bei Facebook. Einen Blogartikel kann ich über eine Suchmaschine finden, bei einem Eintrag in Facebook wird das schon etwa schwerer.

 

Blogs in Deutschland und wo anders.

Immer wieder lese ich bei solchen Berichten, daß die Bloggosphäre in Deutschland mit der in anderen Ländern wie den USA verglichen wird. Dabei vergessen diese Leute immer wieder, daß gerade in den USA die Blogs wesentlich früher aufkamen wie hier in Deutschland. Auch sollte jedem vernünftig denkendem Menschen klar sein, daß gerade die USA alleine schon durch ihre wesentlich höhere Einwohnerzahl (~315 Millionen) gegenüber Deutschland (~82 Millionen) auch entsprechend mehr Blogger hervor bringt, das kann man so gar nicht vergleichen!

Ein weiterer Punkt für die eher geringe Anzahl von Blogs hier in Deutschland ist auch die gesetzliche Situation, über die in anderen Ländern nur noch gelacht wird. Ein Impressum auf einem Blog gibt es z. B. nur hier bei uns, es ist gesetzlich so vorgeschrieben! Anonym bloggen ist damit praktisch ausgeschloßen, wenn man nicht mit dem Gesetz in Konflikt kommen möchte. Damit das Bloggen noch schwerer wird, dafür sorgen schon unsere Politiker in Zusammenarbeit mit den Verlegern. Das LSR ist ja schon auf dem Weg, dann kann und wird es wirklich bald zu einer Krise in der Bloggosphäre kommen!

 

Mein Fazit:

Ein Krise sehe ich derzeit noch nicht in der Bloggosphäre, auch wenn manche Journalisten und vor allem Verleger das sehr gerne so sehen würden. Ein Blogger ist für diese nur dann gut, wenn er bei deren Verlag integriert ist. Man hat ihn dadurch besser unter Kontrolle, so daß er nicht mehr gegen den Verlag schimpfen kann!

Freie Blogger wie mich gibt es in Deutschland zwar nicht so viele wie Nutzer bei Facebook oder Twitter, aber es werden immer mehr. Meistens sind das zwar Themenblogs, aber auch Blogs wie „Gerhards Gedankenbuch“ oder „Aus dem Leben einer wilden Rose“ sind genügend zu finden.

Blogs kommen und gehen wie normale Webseiten auch, das ist ein völlig normaler Vorgang. Es gibt hier in Deutschland zwar keinen Boom wie in vielen anderen Ländern, aber es werden ständig mehr. Fraglich ist es jedoch, wie es gesetzlich mit den Blogs weiter gehen wird. Mit dem LSR und anderem Unsinn könnte eine ziemlich harte Zeit auf uns Blogger zukommen, die gehörige Einschränkungen bringen kann.

 

Viele bloggende Grüße nun aus TmoWizard’s Castle

Mike, TmoWizard Zaubersmilie

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