Last Updated on 12 Jahren by TmoWizard
Hallo, liebe Leserinnen und Leser!
Ich bin heute (30.10.2012) auf einen Artikel von Wolfgang Michal gestoßen, den er außer auf seinem Blog auch bei CARTA veröffentlicht hat:
Embedded Blogs
Das ist natürlich ein Thema, zu dem ich mich sehr gerne äußere und darum entsteht hier auch dieser Artikel. Gleich dazu noch eine Warnung: Der Artikel wird sehr, sehr lang! 8-)
Ich gebe hier auch gleich einmal zu, daß ich hier ziemlich kritisch zur Sache gehen werde! Dies betrifft auch den Artikel von Wolfgang Michal selbst, denn gleich die ersten drei Sätze kann ich so nicht gelten lassen! Ich zitiere:
Die freien Blogs verlieren nicht nur an Substanz, sie verlieren ihre Funktion. Sie wandern in die großen Medien ab und bilden dort fluffige Anhängsel. Was bleibt, ist ein „Nice to have“.
Das entspricht so wie es dort steht natürlich ganz und gar nicht den Tatsachen, das gilt höchsten für einige der sogenannten A-Blogger! Die „normalen“ Blogger wie ich sind weiterhin da und werden es auch bleiben, und das aus gutem Grund.
Sicher gibt es inzwischen „Blogs“ auch bei den alten Medien, obwohl ich diese (wie auch Wolfgang) eher als Kolumnen ansehe. Dort sind inzwischen auch viele „große“ Blogger, aber meistens sind diese Blogger nichts anderes wie freie Journalisten, die oft auch noch lokal eingegrenzt sind. Sicher gibt es so Leute wie z. B. Sascha Lobo, der lieber seine bezahlte, aber wahrscheinlich auch zensierte Kolumne bei S.P.O.N. schreibt und sein eigenes Blog sträflich vernachlässigt. Diese Leute sind meiner Ansicht nach aber eher die Minderheit, auch wenn sie sich für etwas besonders halten mögen. Sascha braucht auch nicht damit anfangen, daß er ja mehrere Blogs führt. Die meisten davon sind Blogs zu seinen Büchern, aber auch dort passiert rein gar nichts mehr, die sind zum Teil seit Jahren verweist!
Hier kommen wir auch schon zu einem weiteren Punkt, nämlich die Arbeit als Blogger. Der wirklich größte Teil der Blogs ist eindeutig im privaten Bereich zu finden. Manche wie mein Castle selbst gehostet bei einem Freehoster, einige haben einen bezahlten Hoster, viele aber verwenden fertige Systeme wie WordPress.com, blogger.com/blogspot.com oder ähnliches. Wir alle haben aber folgendes gemeinsam: Wir werden nicht bezahlt, wir schreiben was uns gefällt und wir unterliegen keiner Zensur durch einen Verleger! Wenn ich mir meine ziemlich kritischen Artikel über unsere ReGIERung betrachte, dann wäre ich bei einem Verlag wohl schon längst wieder gefeuert worden! :twisted:
Ein weiteres (etwas größeres) Zitat aus dem Artikel:
Die FAZ-Community zählt momentan 26 Blogs. Bei Spiegel Online wechseln sich 7 „Blogger“ im Tagesrhythmus ab, als Bonusmaterial gibt’s den Spiegelblog dazu. ZEIT Online führt 21 Blogs, der Zürcher Tagesanzeiger 10, die Welt 9, das Handelsblatt 8, der Tagesspiegel 6, die Süddeutsche 5, der stern 9, Cicero 8, das ZDF 8, die Tagesschau 5. Der Freitag unterhält eine ganze Blogger-Community, und die taz listet sage und schreibe 61 Blogs in ihrem Sperrbezirk auf.
Das Bloggen hat sich „im Mainstream“ durchgesetzt, als Nische und Bonusprogramm. Die Blogs sind zum integralen Bestandteil vieler Zeitungen geworden, sie sind embedded. Das ist – ohne Frage – eine erfreuliche Entwicklung, weil sich die Medien auf diese Weise Kreativität, originelle Handschriften, frische Themen und preiswerte Arbeitskraft ins Haus holen können – und sich so allmählich erneuern.
Das sind in der Tat beeindruckende Zahlen, aber soll man die wirklich als Blogs betiteln? Ich würde eher sagen, daß sich da die Verlage billige Aushilfskräfte angeschafft haben, die sie auch jederzeit wieder feuern können. Ob das wirklich eine erfreuliche Entwicklung ist, das wage ich doch mal stark zu bezweifeln! Die Medien freuen sich darüber mit Sicherheit, so können sie ihre schärfsten Konkurrenten am besten im Zaum halten! Kurios dabei ist ja, daß diese Blogger auch noch stolz auf die Kontrolle und Machtausübung von oben sind!
Das Schlimme daran ist, daß diese Blogger auch gleich noch ihre Rechte an den geschrieben Artikeln abgeben. Sie haben letzten Endes keine Entscheidungsfreiheit mehr darüber, was damit am Ende passiert und wie der Artikel dann am Schluß wirklich aussehen wird! Da mache ich doch lieber weiter wie bisher, da kann ich schreiben was und wie ich will. Einzig an die Regelungen meines Hosters muß ich mich halten, dann wird mein Castle noch lange weiter hier existieren.
Ich hätte zwar zur Not noch einen alten Rechner hier, den ich als Server in’s Netz stellen könnte. Dann könnte ich wirklich nach Lust und Laune schreiben, ohne mir besondere Gedanken machen zu müßen. Ehrlich gesagt ist mir das aber zu viel Arbeit! Da müßte ich nicht nur mein Blog selber immer auf dem neuesten Stand halten, sondern zu meinem Arbeitsrechner auch noch diesen Server… und meine Stromkosten explodieren!
Ein Satz von Wolfgang stört mich da irgendwie. Er schreibt nämlich „Gute unabhängige Blogs sind rar geworden (aber es gibt sie noch!).“ … Wo sind die rar geworden? 8-O Blogs wie mein Castle gibt es genügend, man muß sie nur suchen! Sie sind vielleicht nicht so bekannt, aber man kann sie finden. Ich kenne da einige, mein Feedreader ist gut bestückt! Allerdings haben viele den Fehler, daß man sie nur sehr umständlich weiter verbreiten kann. Ich denke da insbesondere an die Buttons von Twitter und Co, wie ich sie ja auch eingebunden habe. Das ist leider ein Manko, welches die Verbreitung und Bekanntmachung dieser Blogs ziemlich einschränkt.
Ein weiteres Zitat aus dem Artikel:
Manche flüchten irgendwann unter die Fittiche edler Sponsoren oder dubioser PR-Agenturen und werden dadurch ungenießbar. Es sind jene (so die Häme aus ganz bestimmten Kreisen), die es nicht geschafft haben, zur ersten Garnitur in den Medien zu zählen. Sie bleiben in der Liga der B-Blogs hängen, um weiter auf ihren Ruf zu warten oder ihre Sonderstellung trotzig zu verteidigen. Die Blogszene ist für die Medien heute das geworden, was früher die taz war: die Journalistenschule der Nation, der Pool, aus dem sich die großen Medien die Vielversprechendsten herausfischen können.
Das stimmt so nun nicht ganz, die Häme betrifft auch Blogs wie meines… noch! Ich muß nämlich offen gestehen, daß meine tägliche Besucherzahl seit ein paar Wochen relativ beständig über 500 geht und auch weiter steigt; Und zwar schneller als noch Mitte des Jahres! :mrgreen: Sicher gehöre ich aber so schnell noch nicht zur Oberklasse der Blogger, aber will ich eigentlich dort hin? Eigentlich möchte ich doch nur hier schreiben und meine Meinung kund geben. Oder auch mal wieder ein Tutorial für SeaMonkey veröffentlichen, was in absehbarer Zeit auch geschehen wird, da mir da was durch den Kopf geht! ;-)
Ich warte ehrlich gesagt nicht auf meinen Ruf, ich schreibe einfach drauf los und das ist gut so! Meinen !guten! Ruf habe ich bereits, meine Leser können mir das bestätigen. Und wie lange ich in der B-Liga bleibe, das kommt auch erst noch auf! Daß die Blogszene eine Art „Journalistenschule“ ist kann ich so bestätigen, ich brauche dabei nur an meine Recherche denken, die ich für meine Artikel betreibe. Auch klar ist, daß sich die alten Medien gerne daraus bedienen wollen. Ich bin mir allerdings sicher, das da nicht alle Blogger mitmachen werden. Mich bekommen die jedenfalls nicht, da wäre ich beim Schreiben einfach zu eingeschränkt.
Eines möchte ich dazu noch anmerken: Auch wenn mein Castle langsam aber sicher immer bekannter wird mache ich so weiter wie bis jetzt auch. Ich schreibe was ich will, wann ich will und wie oft ich will! Mal sind es längere oder lange Artikel, mal kürzere, mal viel und mal wenig. Das wird sich auch nicht ändern, da ich mich hierbei auf Themen konzentriere, zu denen ich was sagen kann. Wenn ich nichts passendes finde, dann kann ich ja schließlich auch nichts schreiben! Das Castle wird ja trotzdem immer bekannter, warum sollte ich daran also etwas ändern?
Kommen wir nun zu einem Punkt, dem ich im Großen und Ganzen zustimmen muß. Ich zitiere mal wieder:
Auch ihren Unique Selling Point (USP) haben die freien Blogs verloren. Dieser USP hieß: Vom Netz verstehen wir einfach mehr! Heute kann man den etablierten Medien nicht mehr vorwerfen, sie würden vom Internet nichts verstehen. Gerade in der netzpolitischen Expertise haben die alten Medien – unter dem Druck der ständigen Kritik aus den Blogs – enorm aufgeholt.
Das stimmt schon irgendwie, sie haben aufgeholt. Es gibt dort wirklich fast überall Leute, die sich mit dem Internet auskennen. An ein freies Blog wie mein Castle kommen sie aber nicht hin, können sie auch gar nicht! Man sehe sich doch nur einmal an, wer da in den oberen Rängen der Medien das Sagen hat: Das sind unsere Politiker!
Netzpolitisch haben die meisten Medien rein gar nichts zu sagen, vieles wird verheimlicht oder als harmlos, ja sogar als positiv und nützlich hingestellt, selbst wenn es uns Bürger einschränken oder zur Überwachung dienen soll. Ich habe dazu ja schon einige Artikel geschrieben, deswegen kommt jetzt hier kein spezieller Link mehr. Auf die entsprechende Kategorie habe ich weiter oben schon verwiesen, das sollte genügen.
In dieser Richtung ist ein freies Blog ganz klar im Vorteil, wenn der Blogger den Mut für solche Artikel aufbringt! Schließlich traut sich das nicht jeder, so öffentlich gegen unsere Politiker zu schreiben. Hier gestehe ich auch offen, daß ich das auch in der Öffentlichkeit mache! Ich sage auch öffentlich klipp und klar meine Meinung dazu, auch wenn vielen Leuten das ganz und gar nicht paßt.
Ein weiteres Zitat aus dem Artikel von Wolfgang:
Wer etwas länger darüber nachdenkt, wird die Folgen des „embedded blogism“ vielleicht erahnen. Wenn die freien Blogs ihre Funktion verlieren, irrelevant werden oder in den alten Medien unterkommen, dann gibt es dort auch keinen Grund mehr, die Bezahlschranken nicht herunter zu lassen. Wer keine Konkurrenz mehr hat (wie schwach diese im Netz auch gewesen sein mag), kann machen, was er will.
Da mache ich mir keine Gedanken, freie Blogs wird es immer geben! Sie werden weder ihre „Funktion“ verlieren noch irrelevant werden und schon gar nicht in den alten Medien untergehen. Diese würden das zwar wahrscheinlich begrüßen, aber darauf werden sie noch lange warten müßen. Die Konkurrenz ist da, sie schläft auch nicht. Wobei ich mich nur bedingt als Konkurrent zu denen sehe, schließlich werde ich ja nicht von unseren Politikern bestochen…öhm…geschmiert…ach…bezahlt und kontrolliert oder umgekehrt.
Das Gute ist ja, daß heutzutage jeder kostenlos ein eigenes Blog haben kann. Es werden ja auch immer mehr, auch wenn viele Blogs wirklich nur eine Art Tagebuch darstellen. Das war ja auch einmal der ursprüngliche Gedanke, daher kommt ja auch der Name „Weblog“! Es gibt sehr viele Blogs zu den unterschiedlichsten Themen, auch wenn viele immer wieder das gleiche behandeln. Man denke da nur mal an SEO oder APPLE, solche Blogs findet man wirklich massenweise! Ich kann mir nicht vorstellen, das die alten Medien diese als Konkurrenz betrachten, das wäre ziemlich lächerlich.
Noch ein letztes Zitat aus dem Artikel:
Der einzige Ausweg, die belebende Konkurrenzsituation wieder herzustellen, also gebraucht zu werden, ist eine inhaltliche Veränderung der freien Blogs. Sie müssen sich neuen Themen, neuen Präsentations-, Vernetzungs- und Aktionsformen öffnen, um sich wieder einen Vorsprung (und damit den berühmten Mehrwert) zu sichern. Ein paar zarte Entwicklungen gibt es, aber die Aufgabe wird nicht leicht.
Das sehe ich nun komplett anders! Das wäre kein Vorsprung, sondern eine Entwicklung in eine völlig andere Richtung! Vor allem der Link in dem Zitat, das hat mit einem Blog mal gar nichts mehr zu tun. Da kann man ja gleich hingehen und einen eigenen Fernsehsender eröffnen oder eine Radiostation. Das ist ein Podcast wie es sie zu tausenden im Internet gibt, mehr nicht! Es könnte eventuell einen Mehrwert bringen, aber dabei kommt auch auf das jeweilige Thema an. Ich glaube kaum, daß z. B. ein Blog wie mein Castle dafür geeignet ist.
Mein Fazit:
Blogs verlieren weder an Substanz noch ihre Funktion, sie hatten hier in Deutschland verglichen mit anderen Ländern beides auch gar nicht wirklich. Ebenso waren sie niemals eine Konkurrenz für die alten Medien, höchstens eine Erweiterung der selben. Sicher gibt es in einigen Bereichen Ausnahmen, dazu zähle ich auch mein Castle. Blogger bereichern die Medienlandschaft, da sie viel kritischer mit einem Thema umgehen können wie ein Journalist. Ein Blogger kann einfach das schreiben, was ihm zu einem Thema durch den Kopf geht, ein Journalist muß auf seinen Verleger achten.
Ein Vorteil von Blogs sind auch die Links untereinander, wodurch beide bekannter werden. Ein Verlag würde niemals einen Link zu einem anderen Verlag oder gar zu einem Blog machen, wenn es nicht unbedingt sein muß. Es gibt zwar Ausnahmen, aber leider nur sehr wenige. Ein Unterschied zwischen Blogs und den Medien ist auch, daß wir Blogger uns im Allgemeinen an Lizenzbedingungen halten und die nicht! In unseren Artikeln werden deutlich die Informationsquellen angegeben, während bei den alten Medien meistens nur steht: „Quelle: Internet“
Ein Blogger mit Leib und Seele wird immer ein Blogger bleiben und sein Blog pflegen, er wird nicht zu den alten Medien abwandern und sich von den Verlegern bevormunden lassen!
Viele bloggende Grüße nun aus TmoWizard’s zu Augsburg
Mike, TmoWizard
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8 Replies to “Freie Blogs – es gibt sie noch!”