Last Updated on 14 Jahren by TmoWizard
Hallo Freunde!
Eigentlich wollte ich zu diesem Thema nichts schreiben, ich habe das Ganze einfach nur beobachtet. Nun gab es jedoch bei heise.de folgenden ziemlich reißerischen Artikel:
Immer mehr Linux auf dem Desktop
Bei dieser Überschrift dachte ich erst einmal:
Naja…
Dann habe ich den Artikel gelesen und war ziemlich erstaunt! Für einen Bericht bei heise.de ist der etwas heftig, so etwas hätte ich dann doch eher bei ComputerBILD oder so erwartet. Da wird groß von satten 41 % Zuwachs geredet, daß es aber eigentlich nur 0,41 Prozentpunkte sind wird nicht erwähnt. Der Marktanteil von Linux auf dem Desktop stieg also von 1,00 % auf unglaublich irre 1,41 %. Ja toll!
Natürlich hat mich hier auch die Reaktion in entsprechenden „Fach-Foren“ interessiert, schließlich müßen die ja darüber Bescheid wissen! Oder etwa doch nicht???
Es kam natürlich wie es kommen mußte, da wurden nur die wirklich seltsamsten Vergleiche und Mutmaßungen geäußert und das war’s auch schon!
Genau diese Vergleiche und Mutmaßungen regten mich nun dazu an, daß ich selber darüber einen eigenen Artikel verfasse. Dieser wird allerdings nicht fachbezogen sein, er wird ganz einfach für den reinen privaten User geschrieben. Hier ist nämlich der Haken an der ganzen Geschichte:
Es wird eigentlich von Linux auf den Desktop beim Heimanwender geredet und dann kommen verschiedene Forenteilnehmer mit angeblich nicht für Linux vorhandener Software wie DTP, CAD, Lohnbuchhaltung, SPS oder ähnlichem daher!
Blöde Frage: Was will ich denn als Privatperson mit sowas? Welche Plakate soll ich erstellen? Welche Häuser, Platinen oder Maschinen entwickeln? Welchen nicht vorhandenen Mitarbeiter soll ich bezahlen und was für Maschinen oder Kraftwerke will ich steuern?
Außerdem gibt es zum Teil solche Software sehr wohl für Linux, hier in Kubuntu sind sogar verschiedene Programme für die drei Ersten von mir erwähnten Beispiele in den Programmquellen!
Dann kommen wieder die Leute mit ihren ganzen Adobe-Produkten wie Photoshop oder gar der Creative Suite! Aber hallo, das ist eine sehr teure professionelle Software für ein Photostudio! Für die Nachbearbeitung von z. B. Urlaubsfotos ist das eigentlich nicht gedacht, dafür gibt es wesentlich billigere oder wie GIMP sogar freie und kostenlose Software.
Andere fangen dann wegen der Vielfalt der verschiedenen Linux-Distributionen und GUIs an zu meckern und daß sich die Anwender eben nicht entscheiden können, da sie ja viel zu dumm (ja, damit kommen wirklich einige!) dafür sind! Komisch, im Supermarkt oder beim Autokauf geht das doch auch mit der Vielfalt!
Nun ja, es gibt tatsächlich eine riesige Auswahl verschiedener Distributionen mit verschiedenen Benutzer-Oberflächen. Das Grundgestell ist allerdings nicht so arg verschieden, die Großen bauen meistens entweder auf Debian oder Red Hat auf und können auch die entsprechenden Programmquellen verwenden.
Bei den Benutzeroberflächen ist es natürlich auch Geschmackssache, welche man verwenden will, so riesig ist die Auswahl ja auch wieder nicht. Außerdem denke ich da gerade an mein letztes Windows zurück. Das war Windows XP pro mit dem Service Pack 3, sah am Schluß aber irgendwie eher nach einer Mischung zwischen KDE, Mac OS X und Windows Vista aus! :mrgreen:
Weitere Teilnehmer fangen dann mit der Hardware an, die ja nicht kompatibel mit Linux sei und es ja auch keine Treiber dafür gibt. Seltsam nur, daß bisher auf jedem von mir gewartetem Rechner Linux ohne große Probleme lief! Da braucht es dann schon sehr spezielle Hardware dafür, außer der Hersteller hat den Support dafür eingestellt. Das durfte ich z. B. auf meinem alten Rechner mit seiner ATI Radeon 9600 pro Grafikkarte feststellen, der Treiber wird nicht mehr weiter entwickelt und läuft nur auf einem sehr alten Linux. Allerdings gilt das auch für den Windows-Treiber dieser Karte, mit Windows Vista oder Windows 7 hat man keine Chance mehr, nur XP wird unterstützt! Da hamstert Linux einen Punkt für sich ein, da es hierfür einen freien Treiber gibt!
Ein weiterer Punkt ist ältere Hardware. Die meisten Linux-Distributionen laufen auch auf sehr alter Hardware noch einwandfrei. Wenn man z. B. einen alten Sempron oder ähnliches hat wird man (wie ich damals) selbst mit Kubuntu sehr erstaunt sein, wie schnell dieser Rechner gegenüber Windows XP sein kann!
Kommen wir nun zum eigentlichen Kernpunkt des Artikels:
Welches Betriebssystem ist nun das Richtige für den Heimanwender?
Hier kommt es natürlich darauf an, was man mit seinem Rechner überhaupt machen will!
Eines gleich vorne weg: Für Gamer sieht es ziemlich schlecht aus, da es die meisten Spiele nur für Windows gibt!
Für alle anderen gilt: Was wollt ihr mit Windows??
Hier einmal eine Auflistung der von mir unter Windows XP verwendeten Programme:
- SeaMonkey für fast alles, was mit dem Internet zu tun hat.
- GIMP, damit ich ab und zu mal ein Bild nachbearbeiten kann.
- OpenOffice.org™ für meine Briefkorrespondenz.
- Den VLC-Player für Videos.
- Creative MediaSource für meine Audio-CDs.
- Solitaire zur Auflockerung. ;-)
- Das kostenlose MMORPG Regnum Online
- Den GMX-MultiMessenger, Skype und ChatZilla zum Chatten.
Vergleichen wir das nun einmal mit den jetzt von mir unter Kubuntu verwendeten Programmen:
- SeaMonkey für fast alles, was mit dem Internet zu tun hat.
- GIMP, damit ich ab und zu mal ein Bild nachbearbeiten kann.
- OpenOffice.org™ bzw. seit kurzem LibreOffice für meine Briefkorrespondenz.
- Den VLC-Player oder (meistens) den Dragon-Player für Videos.
- Amarok für meine Audio-CDs.
- Solitaire zur Auflockerung. ;-)
- Das kostenlose MMORPG Regnum Online
- Den Multimessenger Kopete, Skype und ChatZilla zum Chatten.
Ich weiß ja nicht, aber die Liste der Programme hat sich irgendwie wenig geändert! Einzig Creative MediaSource vermisse ich immer noch irgendwie, aber inzwischen habe ich mich an Amarok gewöhnt. Kopete jedoch ist im Vergleich zum GMX-Messenger eine echte Verbesserung, die ich nicht mehr missen möchte. Skype läuft hier nur noch unsichtbar im Hintergrund, da Kopete direkt damit kommuniziert und ich sozusagen einen für alles verwende!
Wenn ich das nun mit meinem Bekanntenkreis vergleiche sehe ich noch weniger Unterschiede, da diese den VLC auch für ihre Audio-CDs verwenden. Auch verwenden viele von ihnen statt SeaMonkey den Firefox und lesen ihre Mails online, sie brauche also kein extra E-Mail-Programm wie z. B. Thunderbird. Ei nun, Firefox und Thunderbird gibt es auch für Linux ebenso wie Chrome/Chromium oder Opera!
Auch gibt es inzwischen sehr viele Browser-Games, so daß selbst auf diesem Sektor kein Windows mehr benötigt wird. Ob z. B. SeaMonkey nun unter Windows, OS X oder Linux läuft ist dabei völlig egal, außer der Webmaster war ein Idiot und frägt auf seiner Site nicht die Browser-Engine ab sondern nach dem Namen des Browsers. Dann würde meine hier verwendete SeaMonkey aber auch unter Windows nicht funktionieren! Solche Sites gibt es leider wirklich.
Es gibt hierfür einige Testseiten, welche einem den verwendeten Browser und natürlich auch dessen Engine aufzeigen, z. B. UserAgentString.com. Tja, da steht bei dem von mir verwendeten SeaMonkey ganz eindeutig der selbe Gecko wie beim aktuellen Firefox!
Kommen wir wieder zurück zum eigentlichen Thema. ![]()
Nur an den wenigen oben von mir erwähnten Programmen kann man schon erkennen, daß man eigentlich gar kein Windows benötigt! Man kann unter Linux meistens sogar die selben Programme weiter verwenden wie unter Windows.
Wenden wir uns nun einmal dem Gebiet Sicherheit zu. Leider lese ich immer wieder den Unsinn, daß man für Linux keinen Virenscanner benötigt, da es ja gar keine Viren gibt. Das ist absoluter Unsinn! Es gab zwar bisher nur zwei bekannte Viren „In-the-wild“ für Linux, aber unmöglich ist das nicht. Außerdem schützt solch ein Programm ja nicht nur vor einfachen Computerviren, sondern auch vor anderer Schadsoftware wie Würmern und Trojanern.
Da sich Schadsoftware bekanntermaßen auch in Bildern, PDF-Dateien oder Video-Dateien verstecken können ist es eigentlich unerläßlich, daß man seine Downloads und Mails auf Viren überprüft. Selbst wenn solch ein Schädling Linux nichts anhaben kann kommt es ja doch vor, daß man eine solche Datei an andere weitergeben möchte. Wenn diese betreffende Person nun ein Windowssystem verwendet wird sie sich wohl wärmsten für den Virus bedanken!
Aus genau diesem Grund habe ich im Dezember 2011 ja dieses kleine Tutorial geschrieben:
SeaMonkey-Tutorial: Downloads und Mails unter Linux mit ClamAV prüfen
Das kann man natürlich auch für Firefox und Thunderbird verwenden, die erwähnten Add-ons sind ja eigentlich für diese beiden gedacht! ;-)
Nun schauen wir uns einen weiteren Bereich zum Thema Sicherheit an: Die Personal Firewall (PF)
Hier streiten sich sogar die Experten, was solch ein Teil eigentlich bringen soll! Die einen sagen das braucht man unbedingt, die anderen behaupten das Gegenteil.
Diese PFs überwachen meistens sogenannte Ports, die z. B. von verschiedenen Programmen und Diensten geöffnet wurden. Bei Windows ist es leider so, daß sehr viele völlig unnötige Dienste im Hintergrund mitlaufen und dementsprechend auch völlig sinnfrei nicht benötigte Ports öffnen. Von dieser Seite betrachtet gibt es dann zwei Möglichkeiten:
- Man beendet diese Dienste und schließt die Ports
- Man installiert eine PF und überwacht sie
Nun gibt es aber im Internet bereits sehr viele Berichte, wie schnell man diese PFs einfach von außen umgehen und deaktivieren kann! Sie bringen also eigentlich nicht wirklich etwas. Besser ist es da schon, wenn man Punkt 1. anwendet und genau das ist bei Linux von Hause aus der Fall! Darum benötigt man hier auch keine PF, sondern es genügt der von vorne herein installierte Paketfilter. Solch ein Filter ist im allgemeinen auch in einem Router wie z. B. der FRITZ!Box zu finden, wodurch man eigentlich auch in diesem Fall keine PF mehr benötigt. Für Windows bedeutet ein Router auch, daß man im Falle von Windows 7 keine extra Software dafür benötigt, da Windows 7 bereits über eine PF verfügt.
Ein weiter Minuspunkt von Personal Firewalls ist, daß es eben auch nur Programme sind, die weitere Lücken in das eigentliche System reißen können. Auch hierfür kann man genügend Berichte im Internet finden, darum bringe ich hier jetzt keinen extra Link.
Dazu noch ein Hinweis von mir: Es gibt kein absolut sicheres System, merkt euch das endlich einmal!
Kommen wir nun noch einmal zum Punkt der Benutzeroberfläche von Linux und auch zur Konsole. :mrgreen:
Wenn ich bei einem Bekannten ein Linux-System einrichte gehe ich von seinem zuvor verwendeten System aus. Für einen Umsteiger von Windows XP auf Linux würde ich dabei auf jeden Fall Gnome empfehlen, da hier die Unterschiede in der Bedienung nicht all zu groß sind.
Wer jedoch von Windows Vista oder Windows 7 kommt darf sich auf KDE freuen, wer da von wem abgekupfert hat weiß ich wirklich nicht! ;-)
Ich muß dazu sagen, daß ich selbst trotz Umstieg von XP zu Linux mit dem KDE wesentlich besser klar komme wie mit Gnome und mich unter Anderem aus diesem Grund für Kubuntu entschieden habe. Der andere Grund war, daß *buntu als einziges Linux ohne größere Probleme auf meinem alten Rechner lief und ich also gar keine große Auswahl hatte!
Nun lese ich immer wieder so Argumente, daß man unter Linux ja ohne Konsole nicht auskommen kann. Das ist eine absolut blödsinnige Behauptung! Ich kenne inzwischen genügend Leute mit Linux, die diese noch nie gesehen haben. Wozu auch? Wenn das System läuft ist die Konsole einfach nicht notwendig, da ja eigentlich alles wie bei Windows auch über den Desktop erledigt werden kann! Sicher geht es manchmal tatsächlich schneller, wenn man die entsprechenden Befehle für die Konsole kennt. Warum sollte sich aber ein normaler Home-User diese Befehle merken? Der will doch nur surfen, chatten, seine Mails abrufen…
Einzig wenn es wirklich zu Problemen kommt ist die Konsole die erste Wahl, aber auch wirklich nur dann!
Mein Fazit zu Thema Linux vs. Windows:
Wer immer die neuesten Games haben will sollte bei Windows bleiben, da es diese für Linux in den seltensten Fällen gibt, für alle anderen ist eine Linux-Distribution wie Kubuntu eine Alternative, die man sich zumindest einmal überlegen sollte! Durch die Live-CDs kann man viele Distributionen auch testen, ohne am ursprünglichen System etwas zu ändern.
Ich hoffe, daß ich mit diesem Artikel vielleicht die/den geneigte/n LeserIn zum Nachdenken gebracht habe, ob sich vielleicht ein Wechsel des Systems lohnt. Man kann Linux ja auch als zweites System im Dualboot bzw. Multi-Boot installieren, so daß man beim Start des Rechners wählen kann, welches Betriebssystem man denn heute verwenden möchte. So hab ich das am Anfang auch gemacht. Glaubt mir, so schwer ist der Umstieg wirklich nicht!
Tante Edith sagt, daß ich was vergessen habe: Es kommt von vielen „Linuxern“ immer wieder der Einwurf, daß ja der Quellcode offen liegt und jeder ihn überprüfen kann. Einspruch, ich kann das nicht! Ich habe davon ungefähr soviel Ahnung wie eine Kuh vom Klavierspielen, dieses Argument zählt in meinen Augen absolut gar nicht!
Grüße nun aus Augsburg
Sendet euch wieder einmal
euer Zauberadmin
Mike, TmoWizard ![]()
Linux vs. Windows [UPDATE] von TmoWizard ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
11 Replies to “Linux vs. Windows [UPDATE]”